Beschreibung
„Was macht denn den Menschen aus, aus Sicht der Neurobiologie heute – nicht nur gegenüber Außerirdischen, sondern auch in Abgrenzung tierischer Lebensformen? Wie sichern wir die Einheit der Menschheit? Denken wir an Europa, so haben wir ja auch die Fragen der Abgrenzung vor uns, diesmal innerhalb der Menschheit, aber nicht ohne Virulenzen wie bei allen anderen Abgrenzungsfragen auch.“
Nach der gemeinsamen Produktion der CD Die Zeiten des Gehirns (supposé 2004), auf der er von Krankheit schon schwer gezeichnet erscheint, ist es in den Tagen vor seinem Tod der Wunsch Detlef Linkes, uns eine Art von Vermächtnis zu diktieren. Daheim, vom Krankenbett aus, nur auf das Notwendige noch bedacht, redet er sich von der „Seele“, was ihn drängt und nicht ruhig werden läßt. Erscheint manches plaudernd, fast intim formuliert, ist dieser Ton doch auch der Ökonomie geschuldet: Mit der sprichwörtlich letzten Kraft und schon angegriffener Stimme, entwirft er für uns noch einmal das Panorama seines Denkens, macht es lebendig, beschwört – wenn uns alles zu entfallen droht, die Welt aus den Fugen gerät – den bleibenden Horizont, die Hoffnung eines jeden Menschen: die Gegenwart des Anderen…
Inhalt
Kommunikation mit Außerirdischen 30:01
Hölderlin als Logiker 15:38
Auserwähltheit 14:36
Europa 7:49
Pressestimmen
"Kann man sich eigentlich selbst erwürgen? Von dieser Frage ist es für Detlef B. Linke kein weiter Weg zur Überlegung, was die Menschheit ausmacht. Vernunft? Würde? Oder sind wir nichts weiter als eine Fortpflanzungsgemeinschaft? Und die kleinen grünen Männchen, sind das auch Menschen? Könnten wir überhaupt feststellen, ob die Marsianer vernunftbegabte Wesen sind? Fragen über Fragen. Mathematik, Hölderlin, Hirnforschung: Linke bildet daraus einen philosophischen Kosmos, den der Gedanke der Selbstreferenzialität zusammenhält; und zum Schluß landen wir wieder bei der Frage, ob man sich selbst erwürgen kann – am Anfang also. Aber wir sind weiter als am Anfang."
Claudia Mauelshagen, Psychologie heute
"Was macht den Menschen aus? Wem gestehen wir das Privileg zu, als Mensch zu gelten, wen schließen wir aus? Auf dem Sterbebett, mit schwacher Stimme und wachem Verstand, hat der Arzt, Hirnforscher und Philosoph Detlef B. Linke diese Fragen nocheinmal aufgeworfen. Die daraus hervorgegangene CD fesselt und befremdet zugleich. Der Hörer muss sich gut festhalten, um auf dem rasantem Gedankengang nicht aus der Kurve zu fliegen. Wenn wir den Menschen mit Kant über die Vernunft definieren, wählen wir bekanntermaßen einen gefährlichen Weg, warnt Linke; mit ein paar unsicheren "Hängegriffen" müssen wir die offenkundig unvernünftigen Menschen vor der Ausgrenzung retten. Müsste ein kantianischer Astronaut aber nicht umgekehrt vernünftige Außerirdische zur Menschheit rechnen? Und wie kann man die Vernunft selbst beschreiben – wenn doch jene Vernunft, die wir explizit machen, nicht dieselbe ist wie die, mit der wir uns verständigen? Linke, Autor eines Essays über Hölderlin als Hirnforscher und (wie wir hier erfahren) verhinderter Autor eines Fachbuchs über Kommunikation mit Außerirdischen, traut der literarischen Imagination mehr als der expliziten Analyse. Die Neurobiologie übrigens sieht, anders als Kant, die Besonderheit des Menschen keineswegs in dessen Vernunft, sondern im Akt des Zeigens: Während andere Primaten bloß imitieren und lernen, sind kleine Menschenkinder ganz aufs Vorzeigen aus. Auch Linke, der im Februar 2005 im Alter von 59 Jahren gestorben ist, wollte am Ende seines Lebens seine Gedanken mit eigener Stimme zeigen. Dass er das tun konnte und dass wir so sein Denken in dieser abenteuerlichen Tiefe erfahren dürfen, ist ein großes Verdienst des supposé-Verlags."
Christian Esch, Berliner Zeitung
"Kurz vor seinem Tod und schon dermaßen geschwächt, dass ihm eine schriftliche Niederlegung seiner Gedanken unmöglich war, hat es Detlef B. Linke auf sich genommen, sein 'intellektuelles Testament' in freier Rede zu formulieren und auf Band aufzeichnen zu lassen. Mögen sich auch manche von Linkes Äußerungen auf eher spekulativer Ebene bewegen, an der Notwendigkeit, den in ihnen angesprochenen Problemstellungen mit größtem wissenschaftlichem Ernst nachzugehen, besteht keinerlei Zweifel. Die beiden von supposé vorgelegten bewegenden Tondokumente mit Detlef B. Linke stellen ein Vermächtnis dar, das noch lange in die Zeit hineinwirken wird." Adelbert Reif, Universitas
Erzähler
Detlef B. Linke, geboren 1945 in Struwenberg (Brandenburg). Arzt, Hirnforscher und Philosoph. Professor für Klinische Neurophysiologie und Neurochirurgische Rehabilitation in Bonn, ist am 6. Februar 2005 nach langer Krankheit gestorben.